Wie kann die Ernährung der stetig zunehmenden Erdbevölkerung auch in Zukunft sichergestellt werden? Die Landwirtschaft muss wachsende Mengen an Getreide, Futterpflanzen und sonstigen Nahrungsmitteln liefern. Und dies unter Zielvorgaben, die sich teilweise widersprechen – einerseits kostengünstig, andererseits ökologisch. Diese Ziele können nur mit modernen Landmaschinen erreicht werden, denn nur moderne Technik kann dank exakter Aussaat, zielgerichteter Düngung und optimalem Pflanzenschutz für gute Erträge zu vernünftigen Kosten sorgen.
AGCO gehört zu den weltweit größten Herstellern und Anbietern von Traktoren, Mähdreschern und sonstigen Landmaschinen, die unter Marken wie Fendt und Massey Ferguson verkauft werden. Im Fendt-Werk im bayrisch-schwäbischen Asbach-Bäumenheim werden Fahrerkabinen für Traktoren und selbstfahrende Ernte- und Pflanzenschutzmaschinen hergestellt. Annähernd 1.200 Mitarbeiter fertigen, schweißen, lackieren und montieren an diesem Standort Kabinen unterschiedlichster Ausführungen. Die Lieferungen der Fendt-Kabinen zur Traktormontage erfolgt Just-In-Time und Just-In-Sequence, d. h. die Teile werden in derselben Reihenfolge gebaut, wie sie am Montageband im Fendt-Werk in Marktoberdorf benötigt werden.
Wesentlicher Bestandteil der Kabinen ist eine Struktur aus gebogenen und geschweißten Rohren. Die Rohre werden zunächst aus einem Langgutlager automatisiert bereitgestellt und dann ebenfalls automatisch einem Rohrlaser zugeführt und geschnitten. Anschließend werden die Rohre an Biegeanlagen weitergegeben, die durch Roboter bestückt und entladen werden. Als letzter Schritt vor dem Verschweißen werden die Rohre durch einem 3D-Laser auf Fertigkontur geschnitten; auch dies geschieht automatisiert. Nach der Rohrbearbeitung werden die Rohre zu Rohrrahmen zusammengeschweißt. Neueste Schweißtechnologien und innovative Schweißroboter kommen dabei zum Einsatz. Dank passgenauem Zuschnitt und modernen Schweißverfahren ist es möglich, ergonomische Kabinen mit gewölbter Frontscheibe zu produzieren.
Die Planungsabteilung von AGCO, die für Prozessoptimierung und Anlagenbeschaffung zuständig ist, wollte in der Rohrbearbeitung Roboterabläufe optimieren und Verbesserungen an einzelnen Zellen vornehmen. Die Rohrbearbeitung besteht aus insgesamt sechs miteinander verketteten Anlagen mit hohem Automatisierungsgrad. Um solche Untersuchungen und Änderungen durchzuführen, musste bisher die Produktion angehalten werden, was hohe Kosten mit sich brachte. Also suchte die Planungsabteilung nach einer günstigeren Alternative.
Als Methode wurde entschieden, den recht komplexen Fertigungsbereich durch einen digitalen Zwilling abzubilden, um Abläufe zu verbessern, Optimierungen an den Fertigungszellen vorzunehmen und deren Folgen zu simulieren. Damit soll auch eine Diskussionsgrundlage für weitere Optimierungen geschaffen werden, z. B. sollten in einer Zelle noch weitere Tätigkeiten vom Roboter erledigt werden.
Die Fertigungsplaner von AGCO fanden die Lösung in Gestalt der Software für die 3D-Fabriksimulation des finnischen Lösungsanbieters Visual Components. Mit der Simulation von Visual Components können vollständige Fertigungssysteme konzipiert und optimiert werden; auch eine Offline-Programmierung von Robotern kann vorgenommen werden. Die Software simuliert den gesamten Fertigungsablauf und die reibungslose Zusammenarbeit zwischen Robotern, Laserschneid- und Rohrbiegemaschinen. Dank der Simulation können die Nebenzeiten minimiert werden, und es können Fragestellungen wie Erreichbarkeit durch Roboter und die Vermeidung von Kollisionen geklärt werden.